Thomas Heß referiert über das Areal Hainhaus. Foto: Heimat- und Geschichtsverein Lützelbach

Lützelbach. Vor Kurzem hat der Heimat- und Geschichtsverein Lützelbach zu einem Vortrag über das Areal Hainhaus eingeladen.

Für viele der mehr als 60 Zuhörer war es erlebte Geschichte mit Erinnerungen an Munitionstransporter, die sich in den engen Strassen von Michelstadt und Vielbrunn festgefahren hatten.

- Anzeige -

In vier Schritten näherte sich der Vorsitzende des HGV Lützelbach, Thomas Heß dem Thema:

Das 74 Hektar große Areal war 1905 im Besitz der Fürsten zu Erbach-Schönberg und Löwenstein-Wertheim-Rosenberg, benannt nach dem gleichnamigem Forsthaus.

Ob es 1945 schon eine militärische Nutzung gab, ist nicht belegt. Eine Zeitzeugenbefragung in älteren Quellen spricht von „Auerhahn- und Heidelbeerwald“. Aber auch davon, dass es „keine Bunker und Einzäunung gab, sondern eine lose, offene Anordnung von Munitionsstapeln allen Kalibers, von Leuchtspurgeschossen bis zur 12,5 cm Geschützmunition.

Dieses Munitionsarsenal wurde laut Heß in den Wintermonaten 1944/45 von deutschen Nachschubverbänden angelegt und erstreckte sich bis Eulbach und Würzberg.

Schon früh beabsichtigten die Amerikaner im Kreis ein Munitionslager zu errichten, und im Frühjahr 1957 teilte Landrat Georg Ackermann mit, „dass die Absicht der US. Streitkräfte, auf dem Hochplateau bei Vielbrunn eine Nike-Raketen-Abschussbasis zu errichten, vorläufig abgewendet werden konnte.“

Im Breitenbrunner Wald begannen die Amerikaner mit dem Bau von zunächst 23 Munitions-Bunkern, diese Zahl sollte später auf 123 erhöht werden. Nun nahmen auch die Munitionstransporte zu.

Mit dem Fall der Mauer und der deutschen Wiedervereinigung wurde dieses Depot nicht mehr gebraucht.

1993 wird das Areal an die Bundesvermögensverwaltung und weiter an das Land Hessen zurückgegeben. Das Gebiet erreichte im „Raumgutachten zur Nutzung von Windenergie“ die höchste Priorität. 2004 wurden die ersten beiden Windräder errichtet und 2007 das Areal von der OREG übernommen.

Mittlerweile befindet sich rund um das Areal Hainhaus die größte Ansammlung von Windrädern im Odenwaldkreis. Zehn Rotoren produzieren zurzeit Strom, der elfte und zwölfte Rotor lassen nicht mehr lange auf sich warten.

Eine große Bedeutung kommt der Photovoltaik-Anlage zu. Neben zwei kleineren älteren Anlagen befindet sich im Areal eine Anlage mit 2,1 Megawatt Nennleistung.

Verschiedene Odenwälder Industriebetriebe nutzen das Areal wie auch eine Whisky-Destillerie. Die Anlage umfasst mittlerweile um die 20 Bunker, in denen ca. 9.000 Fässer Whisky gelagert sind. Die Fässer haben ein Volumen zwischen 200 und 900 Litern. Das Fazit des Referenten: Aus einem Lager für Bomben wurde ein Lager für ein Bomben-Stöffchen. red

Vorheriger ArtikelGesundheitszentrum Odenwaldkreis erweitert digitale Ausstattung
Nächster ArtikelKonzert für den guten Zweck

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein