Fast zwei Tage waren sie im Reisebus und Sprinter unterwegs, heute Nacht treffen sie im Odenwaldkreis ein, die ukrainischen Flüchtlinge, die der Mossautaler Olaf Spiekermann und sein Team aus dem rumänischen Siret geholt haben.

Mit 67 Passagieren traten die Odenwälder ihre Rückreise an, an einer Raststätte nahmen sie noch drei weitere Fahrgäste aus der Ukraine auf, erzählt Spiekermann, Rechtsanwalt und Mitglied im SPD-Ortsvorstand. „Da waren noch mehr und wir hätten gern mehr Menschen geholfen, aber wir hatten einfach keinen Platz mehr.“

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Nach einem Zwischenstopp in Budapest ist die Gruppe inzwischen auf deutschen Gebiet. Nachdem die Flüchtlinge nach ihrer strapaziösen Anreise ins rumänische Grenzgebiet etwas ausgeschlafen hatten, begann der nächste Teil der Organisation: Wer will wohin? Wer hat Freunde oder Familie in Deutschland? Womit können die Odenwälder noch helfen?

Schnell war klar: ein großer Teil der Mitreisenden wird unterwegs aussteigen, weiß Spiekermann. 35 Menschen werden in Passau, Heilbronn und Nürnberg den Reisebus verlassen, 20 nutzen den Ausstieg im Odenwald als Zwischenstation, um von hier aus nach Berlin oder in andere deutsche Städte weiterzukommen. „15 Flüchtlinge haben keine Anlaufstelle in Deutschland und wollen erstmal im Odenwaldkreis bleiben“, sagt Spiekermann.

Noch während der Fahrt stehe er eng mit dem Landratsamt des Odenwaldkreises in Kontakt, das sich um die Unterkunft der Menschen kümmere.  Der Odenwaldkreis hatte unlängst extra eine Stelle eingerichtet, die Angebote für Unterkünfte annimmt.

Per Mail über ukrainehilfe@odenwaldkreis.de seien innerhalb weniger Tage rund 100 Wohnraumangebote zusammengekommen. „Die sind aber noch nicht alle auf ihre Eignung überprüft worden“, heißt es bei der Pressestelle des Landratsamtes. „Das geschieht in erster Linie – in Kooperation mit der Kreisverwaltung – durch die Kommunen.“

Die heute Nacht ankommenden 35 Flüchtlinge würden vorübergehend in Hotels und Pensionen untergebracht. „Ab dem morgigen Dienstag wird dann geschaut, wer von ihnen im Odenwaldkreis bleiben will, so dass dann nach einer anderen Unterkunft gesucht werden kann.“

Bei Spiekermann hat seine Hilfsaktion Spuren hinterlassen. „Mir standen oft die Tränen in den Augen, wenn ich die Geschichten der Leute erfahren habe.“ Einige erzählten von ihrer mehrtägigen Reise aus Kriegsgebieten, oft zu Fuß, quer durch die Ukraine ohne ausreichend Lebensmittel mit dem wenigen, das ihnen geblieben war. „Oft waren es nur die Frauen und Kinder selbst mit ein paar Habseligkeiten. Die Männer mussten sie zurücklassen.“

Besonders wichtig ist Spiekermann eine Nachricht, die er den Odenwäldern überbringen soll. Mehrmals bittet er darum, das in den Bericht mit aufzunehmen: Angela Tsaka von der ukrainischen Regierungsbehörde und die zwei ukrainischen Lkw-Fahrer, die mit den im gespendeten Hilfsgütern ins ukrainische Landesinnere heimkehrten, sagen Danke für die „unglaubliche Hilfe der Odenwälder“. Das gebe in dieser schweren Zeit Kraft.

Spiekermanns Aufgabe ist noch nicht erledigt, sagt er selbst über sich. Noch ist er nicht zurück im Odenwaldkreis, plant aber schon den nächsten Konvoi mit Hilfsgütern und den Rücktransport mit denen, die nichts mehr haben. Spiekermann sagt zum Schluss:  „Ich werde weitermachen.“ Sandra Breunig

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