Überraschung gelungen! Zumindest für die, die nicht eingeweiht waren in die Idee von Natalie Zarbalis, Pflegedienstleiterin im Haus Bonum, einer Altenpflegeeinrichtung im Steinbacher Ortsteil Asselbrunn.
Sie hat für die Bewohner am Montag ein Überraschungskonzert mit dem Miltenberger Sänger Alex Silva organisiert, um die Senioren etwas von ihrem doch derzeit nicht so ereignisreichen Alltag mit Corona abzulenken. „Ich habe auf Facebook ein Konzert gesehen, das er in einem anderen Seniorenheim im Kreis Miltenberg gegeben hat und habe Alex dann einfach angeschreiben. Prompt kam die Zusage, dass er auch zu uns in den Odenwaldkreis kommt“, erinnert sich Zarbalis. Nicht einmal der Heimleiter Peter Arndt sei informiert gewesen, nur ein enger Kreis an drei Leuten, die das Event vorbereitet haben.
Gegen die Einsamkeit
Punkt 15 Uhr ging es dann los. Gitarre ausgepackt, Verstärker angeschlossen. Für eine halbe Stunde ließ Silva die Bewohner vergessen, wie einsam es derzeit ist – ohne Besuch, ohne Fahrten in die Stadt, ohne körperliche Nähe. Und schon bei den ersten Liedern von Elvis Presley, Xavier Naidoo und Tim Bendsko wippten alle mindestens mit, waren die ersten Töne des Mitgesangs von der schattigen Terrasse zu hören.
Gebrochen war der Bann im Wortsinn mit „Mamor, Stein und Eisen bricht“ von Drafi Deutscher. „Lächelt Ihr?“, fragte Silva nach seiner Darbietung, da das Wohlwollen unter den Masken schwer auszumachen war. Ja, das taten sie. Ohne Zugabe ließen sie den Miltenberger schließlich nicht gehen. „Das hat richtig gut getan“, meinte die Erbacher Bewohnerin Elke Wolter nach dem Konzert. „Das hat die Abwechslung gebracht, die wir mal gebraucht haben.“
Besonderer Lohn
Für Silva ist es der Lohn, den er für seine Auftritte braucht, denn Geld ist es nicht, was ihn antreibt. „Ich trete komplett ehrenamtlich auf“, sagt der 44-jährige Silva, der hauptberuflich Versicherungsfachmann ist. „Ich habe einfach eine soziale Ader und habe schon früher derartige Projekte unterstützt.“ Begonnen hat alles auf seinem Balkon in Miltenberg, wo er seit der Quarantäne-Zeit jeden Samstag seine Lieder spielt. Darüber sei der Kontakt mit dem Altenheim in Klingenberg entstanden, die anfragten, ob er nicht auch für die Senioren spielen würde. Und das tat er. Sein Sohn stellt die Clips immer live ins Internet und somit gab es mehr und mehr Anfragen, aus der Region bis nach Leipzig.
In rund zwölf Seniorenheimen hat er bisher gespielt, für die nächste Zeit sei er komplett ausgebucht. „Mir gibt das viel zurück“, sagt Silva. „Wenn die Senioren klatschen, mitsingen, manchmal weinen, ist das das größte Geschenk, das sie mir machen können.“ Schon jetzt hat Silva neben seinem Seniorenprojekt einen guten Plan. „Wenn das mit Corona vorbei ist, will ich ein kostenloses Konzert für alle Pflege- und Einsatzkräfte geben, die bei dieser Pandemie helfend am Werk waren.“ Hoffen wir mal, dass das besser früher als später der Fall sein wird. Sandra Breunig