Das Naturdenkmal darf jetzt wieder "offiziell" betreten werden. Foto: Stadt Groß-Umstadt

Groß-Umstadt. Das Naturdenkmal Steinbornshohl ist nach Verkehrssicherungsmaßnahmen seit Mitte Februar 2023 wieder begehbar. Der historisch und ökologisch bedeutsame Weg hat eine lange Geschichte in der Stadt und war seit Ende 2022 gesperrt weil vorher laut Gutachtern Lebensgefahr herrschte.

Die Steinbornshohl ist ein Hohlweg und wohl die tiefste und engste Lösshohl in ganz Hessen. Dies hat kulturhistorische Bedeutung und wurde mit Verordnung vom 27. Mai 1959 als flächenhaftes Naturdenkmal ausgewiesen. Es hat eine Größe von insgesamt 11.919 m².

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Im Rahmen einer Kontrolle durch einen Baumgutachter wurde festgestellt, dass die Verkehrssicherheit aufgrund massivem Totholz und abgestorbenen Bäumen nicht mehr gewährleistet war.

Die Absperrungen wurden immer wieder durch Fußgänger geöffnet und ignoriert. Nach Rückmeldung der beauftragten Baumpflegefirma wurden die eindeutigen Absperrungen vereinzelt sogar während der Fällarbeiten missachtet, was lebensbedrohlich hätte sein können. Stephen Strunz, Abteilungsleiter für Grün, Umwelt und Energie sieht diese Ignoranz mit Sorge: „Wir sperren Wege sehr abgewogen und nur dann, wenn Gefahr in Verzug besteht. Wir appellieren eindringlich an die Bevölkerung, aus eigenem Interesse heraus, zwingend Absperrungen zu beachten, sowohl im Stadtgebiet als auch in Waldflächen, in denen aktuell auch vermehrt Forstarbeiten stattfinden.“

Reptilien und Insekten profitieren von den sonnenbeschienenen Lösswänden

Die notwendigen Rückschnitt- und Häckselarbeiten wirken massiv. Totholz und Schnittmaterial wurde bewusst aus ökologischen Aspekten in der Fläche liegengelassen.

Für wärmeliebende Arten wie beispielsweise Reptilien, so etwa die Zauneidechse oder die Schlingnatter, oder Insekten wie verschiedene Wildbienenarten, profitieren vom Rückschnitt, da sie sonnenbeschiene Lösswände als Nistmöglichkeiten benötigen.

Die steilen Böschungen im mittleren Teil des Naturdenkmals sind durch stetige Erosion und menschliche Einwirkungen gefährdet. Hannah Diehl von der Abteilung Grün, Umwelt und Energie macht sich Sorgen um den Erhalt: „Die starke Frequentierung der Wege und abschnittsweise Begehung der Böschungen durch spielende Kinder machen einen sorgsamen Umgang notwendig. Um sowohl dem Schutzstatus als Naturdenkmal als Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten sowie als Kulturhistorisches Denkmal gerecht zu werden und gleichzeitig den Hohlweg für die Bevölkerung offen zu halten, ist dringend darauf zu achten, auf den Wegen zu bleiben.“

Ein Blick in die Geschichte
Die Steinbornshohl (mundartlich „Schdammbertshoul“) war seit der Römerzeit ein Verbindungsweg zur Hohen Straße und zur Frankfurter Straße, die auf den Höhenrücken des Odenwaldes entlangführten. Der Hohlweg hat sich durch abfließendes Wasser sowie die jahrhundertelange Nutzung mit Fuhrwerken bis zu 14 Meter tief und steil in den Löss eingekerbt.

Der Hohlweg hatte früher eine Länge von circa 800 Metern und lief erst vor der Platte (Gaststätte Farmerhaus) aus. Der obere Teil wurde wegen der Straße verfüllt, so dass der Weg heute in der oberen Hälfte fast ebenerdig verläuft. Der Höhenunterschied zum unteren, schluchtartigen Teil wird durch eine lange Treppe mit 64 Stufen überwunden und verbindet den Ort Groß-Umstadt mit der freien Landschaft.

Im Zweiten Weltkrieg wurden in die Seitenwände des Hohlwegs zahlreiche Gänge zum Schutz vor Luftangriffen gegraben und später wieder zugeschüttet. Mystische Hexengeschichten ranken um die Steinbornshohl. Am unteren Ende befinden sich die Kellergewölbe (Ganß’scher Keller) der ehemaligen Schwanenbrauerei.

red

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