Mit ihrem Vortrag über die Herstellung eines Odenwälder Gäulschens gewann die Drechsler- und Tischlergesellin Anna Hübler aus Oberzent/Hesselbach den ersten Odenwald-Slam „Craft & Arts“ im Volksbank Atrium in Erbach. Foto: Manfred Giebenhain im Auftrag der Kreisverwaltung

Erbach. Beim ersten Odenwald-Slam „Craft & Arts“ bot die Odenwald-Akademie am Freitag, 22. September, dem Handwerk eine Bühne.

Dabei handelte es sich um eine Weiterentwicklung des Formats „Science Slam Odenwald“, welches in Regie der Odenwald-Akademie seit bald zehn Jahren angeboten wird.

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Zum Auftakt dieses neuen Talk-Formats waren rund 150 Besucher in das Volksbank Atrium in Erbach gekommen.

Die Veranstaltung unter dem Glasdach bildete den Abschluss des ersten Messetags der dreitägigen Odenwälder Handwerkstage, die vor Kurzem von der Kreishandwerkerschaft Odenwaldkreis ausgerichtet wurden.

Für ihre Leidenschaft am Handwerk oder am Kunsthandwerk konnten schließlich sieben erfahrene Vertreter ihrer Zunft für den Bühnenauftritt gefunden und überzeugt werden. Moderator Dr. Alex Dreppec räumte, streng nach den Regeln des Slams, jedem zehn Minuten ein, um seine/ihre Geschichte zum Besten zu geben. Zu Beginn begrüßte Rüdiger Holschuh in seiner Funktion als Vorsitzender des Fördervereins der Odenwald-Akademie die erschienenen Gäste.

Die 35 Jahre alten Drechsler- und Tischlergesellin Anna Hübler aus Oberzent/Hesselbach kommentierte die per Video eingespielten zehn Arbeitsschritte zur Herstellung eines Odenwälder Gäulschens, so wie es seit Generationen in der Werkstatt der Odenwälder Gäulschesmacher Krämer in Reichelsheim-Beerfurth Tradition ist.

Ebenfalls ihre Frau steht Laura Romina de Luca von der Schmuckschnitzerei in Michelstadt. Sie verstand es überzeugend zu vermitteln, was „acht Jahre in acht Bildern“ aussagen können. 2019 schloss sie ihr erste Ausbildung zur Elfenbeinschnitzerin ab; heute ist sie als selbständige Unternehmerin international gefragt auf dem Gebiet Reenactment mit dem Schwerpunkt römischer Replikate. 2020 legte sie ihre Meisterprüfung ab und begann damit, Museumsreplikate anzufertigen.

Als Dritter in die engere Auswahl in der Publikumsgunst schaffte es der in Beerfelden aufgewachsene Konstruktionsleiter Roland Scholz aus Lützelbach mit seiner Vorstellung „Handwerk unter Volldampf – die Schellekattel“. Gemeint ist damit die legendäre Lok, die die Waggons auf der Bahnstrecke Hetzbach nach Beerfelden zwischen 1904 und 1964 (davon die letzten zehn Jahre nur noch im Güterverkehr) zog. Er stellte nicht nur dieses, wie er es bezeichnete, „lebenslange Projekt“ einer nachgebauten Lok der Gattung T 3 der Preußischen Staatseisenbahnen im Maßstab 1:11 im Detail vor, sondern spielte dazu auch noch auf einer Drehorgel die Melodie „Wer will fleißige Handwerker sehen“.

Auch David Börner startete mit einer Ausbildung in der Elfenbeinschnitzkunst. Sein Knowhow zum 3D-Artist und Produktgestalter hat er am Lern- und Forschungszentrum Odenwald (LeFoO) des Beruflichen Schulzenrums Odenwaldkreis in Michelstadt weiterentwickelt. Alles von Hand dagegen fertigt Paul Hermans aus Lindenfels in seiner eigenen Kunstglaserei an. Dem Publikum demonstrierte er anschaulich, wie es selbst kunstvolle Verglasungen an Türen und Fenstern anbringen kann.

„Manchmal hilft nur Schokolade – von der Bohne zum Nikolaus“ lautete der Bewerberbeitrag von Helmut Gräber von dem in Reichelsheim/Beerfurth ansässigen Familienunternehmen W. Eberhardt Back- und Schokoladenfabrik, das er in dritter Generation führt. Das Publikum durfte nicht nur mitgebrachte Kakaobohnen in Augenschein nehmen, sondern sich auch geschmacklich ein eigenes Bild davon machen.

Mit seinem Kurzvideobeitrag „Lieber sägen als hacken! Warum Sie Ihr Holz nicht verbrennen sollten“ stellte Markus Lukschaderl von der Brombachtaler Sägerei Grieser unter Beweis, wie vielseitig Holz als Rohstoff für kreative Lösungen geeignet ist.

Das weitere Programm der Odenwald-Akademie ist auf der Webseite www.odenwald-akademie.de zu finden. Interessierte können sich für den Newsletter eintragen, um künftig Einladungen zu Veranstaltungen zu erhalten. red

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