Odenwaldkreis. Der Frühling steht vor der Tür, und zwar am Mittwoch, 20. März. An diesem Datum sind Tag und Nacht genau gleich lang. Dieser kalendarische Frühlingsanfang wird traditionell feurig begrüsst – sowohl in heidnischer wie christlicher Tradition. Ein Gedanke dahinter war die symbolische Vertreibung des Winters und das Entfachen des Lebens, das mit dem Frühlingsbeginn einherging. Totholz und Laub werden zu Stapeln zusammengebracht und dann feierlich entzündet.
Bei größeren Veranstaltungen werden die Stapel seit einem Unfall in den 1980er Jahren, bei dem fünf Jugendliche verbrannt sind, oft überwacht. Am Samstag werden Lärmfeuer an mehreren Orten im Odenwaldkreis entfacht. Hier ist der Hintergrund weniger der Frühlingsanfang, vielmehr wird an die Tradition einer alten Signalmethode angeknüpft, die die Römer verwendet haben.
Zwar sind die Signalfeuer historisch nicht für den Limes im Odenwaldkreis belegt, das macht aber bei den Teilnehmern und Schaulustigen keinen Abbruch an der Feuerfreude. In Brensbach Hippelsbach an der Bauernstube, in Unter-Mossau auf der Wiese an der Daumsmühle und in Oberzent-Rothenberg auf der Höhensiedlung sollen die Feuer brennen. Damit ist die „heiße“ Tradition noch nicht vorbei. Eine Woche später werden Osterfeuer entzündet, die das Einläuten des Frühlings zum Osterfest signalisieren.
Hier finden auch Traditionen wie der Sprung über das Osterfeuer ihre Anwendung – eine Vermischung von Aberglaube, heidnischer Sitte und christlicher Überzeugung – kann doch der Sprung über das Feuer als Sprung über den Höllenschlund mit der Wiederauferstehung Christi gelesen werden.
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) gibt Tipps zu den Feuern im Frühling: So sollte das gestapelte Brenngut sorgfältig auf Tiere untersucht werden, besonders wenn der Stapel schon länger unberührt gestanden hat. Zaunkönig, Rotkehlchen und Amsel, aber auch andere Vögel nisten gerne im Gesträuch.
Auch Igel, Sieben- und Gartenschläfer schlagen gerne ihr Quartier darin auf. Gegebenenfalls wird der Stapel umgeschichtet, um den Tieren Gelegenheit zur Flucht zu bieten. Privatleute sollten allerdings zurückhaltend sein – eigene Frühjahrsfeuer sind der Kommune zu melden, zudem kann das Feuer leicht außer Kontrolle geraten.
Als Alternative empfiehlt sich ein Feuer in einer relativ gesicherten Umgebung wie etwa dem eigenen Grill. Sven Iwertowski