(vz) Eine Woche lang bereiste Kevin Schmauß mit einer hochrangigen Delegation die Vereinigten Staaten von Amerika. Vom Zentrum der amerikanischen Demokratie, Washington D.C., ging seine Reise in den Rust Belt, dem ehemaligen industriellen Herzen der USA. Schmauß besuchte Wahlkampf-Auftritte von Donald Trump und Kamala Harris und schildert exklusiv im Odenwälder Journal seine Eindrücke von den USA im Vorfeld der Schicksalswahl am 5. November. Eine Wahl, deren Auswirkungen auch für Europa massiv sein werden.
Über die Person: Kevin Schmauß ist Kreisvorsitzender der CDU Odenwaldkreis, Kreistagsmitglied und Geschäftsführer der CDU-Fraktion im Odenwaldkreis. Der 32jährige Jurist lebt in Höchst.
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Interview mit Kevin Schmauß
Journal: Herr Schmauß. Sie waren jüngst in den USA als Wahlkampf-Beobachter unterwegs und besuchten sowohl Kamala Harris- wie auch Donald Trump-Wahlkampfveranstaltungen. In welchem Zustand haben Sie die Gesellschaft in den USA erlebt? Ich bin kein Freund davon, Dinge zu dramatisieren, deshalb ist es aus meiner Sicht wichtig, klar vorwegzusagen, dass die Gesellschaft in den USA immer noch eine intakte, demokratische und in den wichtigen Kernfragen freiheitlich denkende ist. Aber die politische Polarisierung ist überall wahrnehmbar. Die amerikanische Gesellschaft ist in zwei Lager gespalten und ringt um Antworten auf die großen Fragen dieses Jahrtausends.
Journal: Können Sie sich vorstellen, dass es je nach Wahlausgang zu signifikanten gewalttätigen Auseinandersetzungen in den USA kommen kann? Ich glaube, dass es durchaus wieder zu gewalttätigen Aufständen ähnlich dem Sturm auf das Kapitol in Washington D.C. im Januar 2021 kommen kann. Teile der Anhängerschaft Trumps sehnen den Wahlsieg ihres Idols mit fast schon religiösem Eifer herbei und werden eine Niederlage kaum akzeptieren. Aber auch hier gilt: Wir werden keinen Bürgerkrieg erleben. Die Sicherheitsarchitektur der Vereinigten Staaten funktioniert und sie wird die amerikanische Demokratie gegen Extremisten und Kriminelle verteidigen.
Journal: Sie waren vor Ort und haben sich mit verschiedenen Protagonisten beider Lager ausgetauscht. Entspricht der von Ihnen gemachte Eindruck den Bildern, die unsere Medien in Deutschland uns vermitteln? Nein, das ganz gewiss nicht. Wir bekommen vor allem mit Blick auf Donald Trump immer die radikalsten Teile seine Anhängerschaft präsentiert. Zu einem ehrlichen Blick auf die Lage gehört aber, dass es bis in die Mitte der Gesellschaft hinein Menschen gibt, die für Trump stimmen werden, obwohl sie keine glühenden Verehrer seiner Person sind. Für diese Menschen zählen vor allem politische Grundsatzfragen und Inhalte. In Deutschland kann man außerdem den Eindruck bekommen, der Hype um Kamala Harris halte an. Vor Ort wird sehr schnell viel deutlicher, dass das Rennen in den entscheidenden „Swing States“ sehr knapp werden wird.
Journal: Wir wissen, das ist eine heikle Frage. Dennoch bitten wir Sie um eine persönliche Wahlprognose. Wer wird am 5. November gewinnen? Ich versuche mich gern an der unmöglichen Prognose: Ich denke, es wird knapp und wir müssen uns auf Donald J. Trump auch als den 47. Präsidenten der USA einstellen. Wir waren auf unserer Reise quer durch den „rust belt“, das wirtschaftlich gebeutelte, ehemalige industrielle Herz der USA, unterwegs und konnten dort in Häusern und Vorgärten die Unterstützung für Trump durch Fahnen und Plakate sehen. Ich sehe also die Staaten Pennsylvania, Michigan und Wisconsin bei ihm. In der Kasino-Metropole Las Vegas dürfte das von Trump gegebene Versprechen, Trinkgelder von der Einkommensteuer zu befreien, bei allen Angestellten im Service für die Wahlentscheidung wichtig werden. Nevada ginge dann auch an ihn. Damit überschritte er die Grenze von 270 notwendigen Stimmen im „Electoral College“. Herr Schmauß, besten Dank.