Die Zeugnisse sind vergeben – für diejenigen, die gute Noten mit nach Hause bringen, ist das kein Problem, für die anderen Quelle vieler Ängste. Laut statistischem Bundesamt besuchten alleine in Hessen im Schuljahr 2020/21 insgesamt 641.336 Schülerinnen und Schüler eine Schule in den Jahrgangsstufen eins bis 13 (Quelle: Statistisches Bundesamt; Stand: 18. Juli 2022). Aber nicht allen wird der Übertritt in eine höhere Jahrgangsstufe gewährt.
Wie sollten Eltern bei einem schlechten Schulzeugnis richtig reagieren?
Ein Kind solle zuallererst einmal emotional von den Eltern aufgefangen werden. Die Familie, das Elternhaus solle ein sicherer Hafen sein, beschreibt es Holger Schenk-Boggia vom staatlichen Schulamt Darmstadt-Dieburg. Ein „schlechtes Zeugnis“ sei relativ und höchst individuell. Wenn Schulnoten vom sonstigen Leistungsvermögen weit abweichen, solle man gegebenenfalls genauer hinsehen und den Kindern die Angst vor Noten nehmen.
Auch auf der Lernplattform scoyo heißt es, schlechte Schulnoten seien kein Grund, mit dem eigenen Kind zu schimpfen, dies wirke nur kontraproduktiv. Besser sei es, Gelassenheit zu signalisieren und das Gespräch mit dem Nachwuchs zu suchen. Dabei sollen vor allem die positiven Leistungen des Kindes hervorgehoben werden, um das Selbstbewusstsein zu stärken. Aber natürlich müsse auch der Ursache für die schlechten Noten auf den Grund gegangen werden. Nur so ließen sich Maßnahmen finden, um dem Kind dabei behilflich zu sein, die Noten zu verbessern. Außerdem sei es wichtig, dass die Kinder und Jugendlichen immer wieder eine Auszeit einlegen, um abzuschalten und Kraft zu tanken. Auch könnten Lehrerinnen und Lehrer und eventuell auch Schulpsychologen mit einbezogen werden, ergänzt Schenk-Boggia.
Bundesweite Hotline „Nummer gegen Kummer“
Bundesweit können Schülerinnen und Schüler sich anonym an die Telefonhotline des Vereins „Nummer gegen Kummer“ wenden. Die Beraterinnen und Berater unterstützen die Kinder oder Jugendlichen in kritischen Situationen; aber auch bei der Angst, wie ein schlechtes Schulzeugnis beispielsweise den Eltern beigebracht werden solle. „Jedes Gespräch ist sehr individuell. Allerdings dienen alle der Hilfe zur Selbsthilfe“, erklärt Pressesprecherin Nora Malmedie vom Verein „Nummer gegen Kummer“. So helfen die Berater den Kindern und Jugendlichen, selbst ihren Weg zu gehen. Dies könne beispielsweise in Rollenspielen erfolgen. „Die Berater können mit den Kindern die Situation gemeinsam durchsprechen und durchspielen“, erklärt sie weiter. Eventuell könne man auch eine Person des Vertrauens mit ins Gespräch nehmen, beschreibt Malmedie. Das Kinder- und Jugendtelefon ist unter der Nummer 116 111 von Montag bis Samstag in der Zeit von 14-20 Uhr erreichbar.
Staatliche Schulämter in Hessen stehen bei Fragen zur Verfügung
„Je nach Anliegen unterstützen wir schulpsychologisch und schulfachlich. Die Anzahl der Anrufe halten sich in den letzten Jahren allerdings in Grenzen“, erklärt die Leiterin des Staatlichen Schulamts in Heppenheim, Susann Herz. So stehen die Noten schon vorher fest. Daher seien diese für niemanden mehr eine Überraschung. Dennoch sei es vereinzelt möglich, dass Schülerinnen oder Schüler auf Grund eines schlechten Schulzeugnisses Angst haben, nach Hause zu gehen. Hier sei ein guter Draht der Eltern zu ihren Kindern wichtig. Ein Jahr zu wiederholen sei schließlich nicht schlimm. Auch sollten sich die Kinder zunächst an die Lehrkraft wenden, wenn diese der Meinung seien, dass die Noten nicht gerechtfertigt sind. Schenk-Boggia fügt hinzu, dass gerade, wenn junge Menschen „sitzenbleiben“, die Ängste oft vielfältig und eher unspezifisch seien. Die Betroffenen plagen Fragen, wie sie beispielsweise mit der Situation umgehen sollen, sich in einer neuen Klasse wiederzufinden und ihre alte „aufzugeben“. Auch seien manche einfach traurig, ihre Eltern enttäuscht oder sich nicht ausreichend mit dem Schulstoff auseinandergesetzt zu haben. Hier spiele meist ein schlechtes Gewissen ein große Rolle.
Clarissa Yigit